07.05.2025

Krisen managen, bevor sie entstehen – warum Mitarbeitende einen persönlichen Notfallplan brauchen

Krisen treffen nicht nur Unternehmen – sie treffen Menschen. Und manchmal trifft es genau den Menschen, der alles zusammenhält. Der sich selbstständig gemacht hat, mit Leidenschaft, Ausdauer und Vision. Doch was passiert, wenn dieser Mensch plötzlich nicht mehr kann? Wenn die Belastung zu groß wird?

Ich bin Maria Reuter. Selbstständige UnternehmerIn, ehemalige Mitarbeiterin in der Akutpsychiatrie, Genesungsbegleiterin – und: Betroffene. Ich lebte viele Jahre mit Diagnosen wie Depression, Angst- und Panikstörung sowie posttraumatischer Belastungsstörung. Ich habe lange durchgehalten, geleistet, funktioniert. Bis mein eigener Zusammenbruch kam. Und ich weiß heute: Ein klarer Krisenplan hätte vieles abgefedert.

Die Zahlen sprechen für sich: Laut der Techniker Krankenkasse stieg die Zahl der Fehltage durch psychische Erkrankungen in den letzten zehn Jahren um 56 %. 2023 waren es im Schnitt 301 Fehltage pro 100 Versicherte – allein aufgrund psychischer Diagnosen. Besonders betroffen: Menschen mit hoher Verantwortung. Und dazu gehören wir Selbstständigen.

Was ein Krisenplan wirklich ist

Ein persönlicher Krisenplan ist kein Zeichen von Schwäche. Er ist Ausdruck von Verantwortung – sich selbst gegenüber. Ich habe einen solchen Plan entwickelt, wie einen Notfallkoffer. Darin steht:

  • Wer darf in einer akuten Phase informiert werden?
  • Welche ersten Signale zeigen sich bei mir, wenn es kritisch wird?
  • Welche Maßnahmen helfen mir schnell und effektiv?

Dieser Plan wird regelmäßig überarbeitet. Nicht, weil ich ständig in der Krise bin – sondern weil ich weiß, wie schnell das Leben einem alles umwerfen kann. Prävention ist kein Luxus. Sie ist Überlebensstrategie. Und sie ist essenziell für eine nachhaltige Selbstständigkeit.

Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, in der ich intensive Therapie brauchte. Ich war nicht sofort arbeitsunfähig, aber ich habe lange ignoriert, wie nah ich an meine Grenze gekommen bin. Später kam der Punkt, an dem nichts mehr ging – ich musste mich rausnehmen. Alles stand still, aber in mir war Chaos. Und genau deshalb habe ich meinen Krisenplan geschrieben: Damit ich nicht erst ausfalle, bevor ich handle.

Was Unternehmen für ihre Mitarbeitenden jetzt tun können

  1. Selbstführung stärken
    Wer täglich Leistung bringt, trägt Verantwortung – für andere, aber auch für sich selbst. Doch wer sich selbst nicht ernst nimmt, brennt aus. Achtsame Selbstführung ist kein Luxus, sondern Voraussetzung für langfristige Stabilität.
  2. Risikofaktoren erkennen
    Welche Belastungen wirken im Hintergrund? Was wird verdrängt, statt offen benannt? Nur wer hinschaut, kann handeln – bevor es zu spät ist.
  3. Krisenplan entwickeln
    Nicht erst im Ausnahmezustand, sondern in einem klaren Moment. Damit klar ist, was zu tun ist, wenn die Orientierung fehlt – und der Kopf nicht mehr mitmacht.
  4. Netzwerk aktivieren
    Wer gehört zum inneren Sicherheitsnetz? Wer kann stützen, übernehmen, auffangen? Diese Fragen sollten geklärt sein – rechtzeitig und ehrlich.
  5. Externe Begleitung nutzen
    Professionelle Unterstützung wirkt nicht nur im Ernstfall – sondern besonders davor. Prävention zahlt sich aus: für das Unternehmen und für die Menschen, die darin arbeiten.

Psychische Stabilität ist kein Zufall

Ich habe meine Geschichte nicht versteckt. Ich nutze sie heute, um andere zu stärken. Weil ich weiß, wie schmerzhaft es ist, sich selbst im Stich zu lassen. Ein persönlicher Krisenplan ist mehr als ein Dokument. Er gibt Sicherheit, wenn alles wackelt. Er schafft Struktur, wo sonst nur Überforderung wäre. Und er erinnert mich daran: Ich darf auf mich achten – auch als Unternehmerin.

Wer heute vorsorgt, kann morgen sicherer entscheiden.
Verantwortung beginnt nicht bei den anderen – sie beginnt bei dir.
Als UnternehmerIn bist du nicht nur für dein Business verantwortlich, sondern auch für die Menschen, die es tragen. Sorge vor, bevor es andere für dich tun müssen.

Begleitung auf Augenhöhe

Verfasst von:

Maria Reuter

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