01.10.2025
„Weiterbildung ist Teamsache“ – Was KMU von einem DAX-Konzern lernen können
Das Weiterbildungsmentor:innenprojekt „Qualifizierung² – Betriebliche Weiterbildungsmentor:innen in der Chemischen Industrie“ bei dem Pharmaunternehmen Merck zeigt eindrucksvoll, wie Mitarbeitende aktiv in die Gestaltung der digitalen Arbeitswelt eingebunden werden können. Im Mittelpunkt stand die Qualifizierung von betrieblichen Weiterbildungsmentor:innen. Sie wurden darin geschult, Kolleg:innen bei der beruflichen Weiterentwicklung zu begleiten, Weiterbildungsbedarfe sichtbar zu machen und Lernprozesse im Unternehmen anzustoßen.
Besonders spannend: Viele der im Projekt erprobten Ansätze lassen sich auch in kleineren Betrieben umsetzen, ein wichtiger Anknüpfungspunkt für das Zukunftszentrum MV+. Wir haben mit Andreas Becker, Betriebsratsmitglied bei Merck, darüber gesprochen, welche Impulse KMU aus dem Projekt ziehen können.
Demokratisch und praxisnah
„Die Schreibtische waren voll, die Maschinen liefen – und trotzdem haben die Leute zugehört“, erinnert sich Becker an die ersten Gespräche. Was das Projekt auszeichnete, war der demokratische Ansatz: Nicht nur die Führungsebene, sondern vor allem die Mitarbeitenden selbst bestimmten mit, welche Weiterbildungen sinnvoll und nötig waren. Die anfängliche Skepsis wich schnell einer aktiven Beteiligung. Viele wollten nicht nur Schulungen vom Unternehmen erhalten, sondern auch ihre eigenen Bedarfe einbringen und mitgestalten.
Wo Weiterbildung scheitert – und wie man es besser macht
Eine zentrale Erkenntnis: Angebote allein reichen nicht. „Wir müssen den Mitarbeitenden Zeitfenster geben und ihre Bedarfe ernst nehmen. Oft wissen sie selbst am besten, wo Lernbedarf besteht.“ Dieser Perspektivwechsel – vom „Top-down-Plan“ hin zu echtem Zuhören – kann laut Becker auch kleineren Unternehmen helfen, Weiterbildung wirksamer zu gestalten.
Die „Werkzeugkiste“ als Erfolgsmodell
Herzstück des Projekts war ein modulares Konzept, das Becker gern als „Werkzeugkiste“ beschreibt: Aus einer Vielzahl von Modulen konnten sich Mentor:innen genau das auswählen, was zu ihrem Arbeitsbereich passte. So entstanden praxisnahe Lösungen für Produktion, Logistik, Ausbildung und Verwaltung.
Große und kleine Betriebe – ähnliche Herausforderungen
Obwohl Merck ein DAX-40-Konzern ist, sieht Becker viele Parallelen zu KMU: „Die Herausforderungen ähneln sich in allen Bereichen – große Unternehmen sind in kleinere Einheiten gegliedert, deren Strukturen und Anforderungen sich kaum von denen kleinerer Unternehmen unterscheiden, unabhängig davon, ob es sich um ein Werk mit 50 oder 5.000 Beschäftigten handelt. Weiterbildung gelingt, wenn sie gemeinsam gestaltet wird.“
Für das Zukunftszentrum MV+ sind diese Erfahrungen wertvoll: Sie zeigen, dass Weiterbildung nicht am Unternehmensumfang scheitert, sondern an der Art, wie man sie umsetzt – mit Zeit, Freiräumen und echter Mitgestaltung.
Praxis-Tipps für KMU – So gelingt Weiterbildung im Unternehmen:
Mitarbeitende früh einbinden – Fragen Sie, welche Kompetenzen sie brauchen, und lassen Sie sie Inhalte aktiv mitgestalten.
Zeitfenster schaffen – Planen Sie feste Lernzeiten im Arbeitsalltag ein, um Weiterbildung realistisch zu ermöglichen.
Modular denken – Bieten Sie kleine, flexible Lernbausteine an, die leicht in den Alltag integriert werden können.
Bedarfe ernst nehmen – Hören Sie genau zu und reagieren Sie auf konkrete Vorschläge aus der Belegschaft.
Wenn Sie auf der Suche nach Weiterbildungsmöglichkeiten sind, schauen Sie sich die Angebote des Zukunftszentrums MV+ an!
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