03.12.2025

Das ZMV+ stellt Unternehmen kostenlos das KI-Tool „Future Story Creator“ zur Verfügung – eine Anwendung, mit der auf Basis von Daten, Trends und individuellen Unternehmensinformationen automatisch plausible und handlungsnahe Zukunftsszenarien in erzählerischer Form generiert werden.

Doch was genau macht Zukunftserzählungen – sogenannte Future Stories – so wertvoll? Raymund Heuzeroth zeigt in diesem Beitrag, warum sie gerade für KMU zu einem entscheidenden Werkzeug der Strategie- und Innovationsarbeit werden können.

Bessere Entscheidungen in Zeiten wachsender Unsicherheit

Strategische Entscheidungen gehören zu den größten Herausforderungen für kleine und mittlere Unternehmen. Im Alltag fehlt es oft an Zeit, Ressourcen und Planbarkeit. Technologische Umbrüche, veränderte Kundenbedürfnisse, steigende Energiepreise, der Mangel an Fachkräften und die zunehmende Marktunsicherheit zwingen KMU, sich immer schneller und gezielter mit ihrer eigenen Zukunft auseinanderzusetzen.

Während große Unternehmen eigene Strategie- und Innovationsabteilungen betreiben, müssen KMU häufig auf Intuition und persönliche Erfahrung bauen. Doch gerade hier entstehen neue Möglichkeiten: Die Verbindung von künstlicher Intelligenz und Storytelling eröffnet einen Weg, der nicht nur analysiert, sondern Orientierung bietet – durch Geschichten, die Zukunft greifbar machen.

Warum gerade KMU Zukunftsgeschichten brauchen

Von Unsicherheit zu Klarheit

Mehr als 99 Prozent aller Unternehmen im DACH-Raum gehören zum Mittelstand. Sie erwirtschaften rund ein Viertel des gesamten Umsatzes und stellen über die Hälfte aller Arbeitsplätze. Dennoch zeigt der KfW-Innovationsbericht 2024, dass nur 39 Prozent dieser Unternehmen in Deutschland systematisch an Innovationen arbeiten – Tendenz sinkend (https://www.kfw.de/PDF/Download-Center/Konzernthemen/Research/PDF-Dokumente-Innovationsbericht/KfW-Innovationsbericht-Mittelstand-2024.pdf).

Das liegt selten am mangelnden Willen. Vielmehr fehlen häufig Struktur, Zeit und geeignete Methoden. Strategische Zukunftsarbeit wird immer wieder verschoben, weil das operative Tagesgeschäft dominiert. Doch genau diese Aufschiebung kann zur Gefahr werden – denn die Fragen zur Zukunft des eigenen Geschäftsmodells drängen.

Wenn Szenarien zu Geschichten werden

Future Stories setzen genau hier an: Sie verwandeln abstrakte Trends und Daten in ansprechende, handlungsnahe Erzählungen, die verständlich machen, was auf Unternehmen zukommen könnte. Statt trockener Szenarien entstehen lebendige Zukunftsbilder, die emotional ansprechen, Diskussionen auslösen und zur Auseinandersetzung mit der eigenen Rolle im Wandel einladen.

Durch die Kombination aus KI, Datenanalyse und menschlicher Vorstellungskraft entstehen Geschichten, die sowohl rational nachvollziehbar als auch emotional anschlussfähig sind. Sie helfen, Muster zu erkennen, Chancen zu entdecken und aufkommende Risiken frühzeitig zu thematisieren.

Von der Zukunft zurückdenken – und ins Handeln kommen

Individuelle Perspektiven statt Standardtrends

Während klassische Trendreports oft generisch bleiben, liefern KI-gestützte Zukunftserzählungen maßgeschneiderte Perspektiven: Sie berücksichtigen die Besonderheiten einer Branche, die regionale Lage sowie interne Unternehmensdaten. So entstehen Szenarien, die realistisch, relevant und gleichzeitig inspirierend sind.

Die narrative Form erleichtert es, komplexe Herausforderungen wie Digitalisierung, demografischen Wandel oder Klimaanpassung konkret zu denken. Das führt zu einem besseren Verständnis – nicht nur für mögliche Entwicklungen, sondern auch für die eigenen Handlungsspielräume.

Handlungsoptionen statt abstrakter Visionen

Eine gute Future Story endet nicht beim Blick in eine mögliche Zukunft – sie beginnt dort. Mithilfe der Methode des Backcastings kann vom Zielbild aus gedacht werden: Schritt für Schritt zurück in die Gegenwart. Welche Maßnahmen müssen heute eingeleitet werden, um die angestrebte Zukunft zu ermöglichen?

So wird aus einer Geschichte ein strategisches Instrument. Aus Visionen werden konkrete Handlungsoptionen, verbunden mit Verantwortlichkeiten und überprüfbaren Meilensteinen. Die Kombination aus Weitsicht und Pragmatismus macht Zukunftsarbeit für KMU endlich umsetzbar.

Wie Future Stories die Innovationspraxis verändern

Future Stories bewähren sich besonders in Strategie- und Innovationsworkshops, Strategieklausuren und Beiratssitzungen. Sie geben Diskussionen eine klare Richtung, bieten einen gemeinsamen Bezugsrahmen und helfen Teams, schneller zu konsensfähigen Entscheidungen zu kommen – weil sie ein geteiltes Bild der Zukunft vor Augen haben.

Auch in der Produktentwicklung sind Zukunftserzählungen hilfreich: Sie regen dazu an, Hypothesen zu formulieren, Ideen zu testen und gemeinsam zu lernen. Die narrative Struktur zwingt Unternehmen, stärker aus Sicht ihrer Kund:innen zu denken – ein Perspektivwechsel, der oft zu völlig neuen Lösungsansätzen führt.

Geschichten haben die Kraft, was trockene Zahlen oft nicht leisten können: Sie schaffen Verständnis, Empathie und Motivation zum Handeln.

Grenzen kennen, Chancen nutzen

KI-gestützte Narrative eröffnen neue Möglichkeiten – ersetzen aber keine menschliche Reflexion. Sie sind keine Prognosen, sondern Denkräume, in denen Annahmen sichtbar und Perspektiven diskutierbar werden.

Damit eine Future Story ihr Potenzial entfalten kann, braucht es drei Dinge:

• ein offenes Mindset im Team
• die Bereitschaft, Routinen zu hinterfragen
• eine Führungskultur, die Experimente zulässt

Zukunftserzählungen wirken nicht beim stillen Lesen – sie entfalten ihre Kraft im Austausch, im Dialog, im gemeinsamen Denken.

Fazit: Zukunft aktiv gestalten statt passiv abwarten

In einer Welt des schnellen Wandels können Unternehmen nicht auf Klarheit oder Sicherheit warten. Wer heute handeln will, braucht Bilder davon, wie die Zukunft aussehen könnte. KI-gestützte Zukunftserzählungen bieten einen praxisnahen und ressourcenschonenden Weg, genau diese Bilder zu entwickeln – und daraus Strategien abzuleiten.

Sie schlagen eine Brücke zwischen Zahlen und Bauchgefühl, zwischen langfristiger Vision und konkretem Tun. Sie machen Zukunft diskutierbar, planbar und gestaltbar.

Denn wer Zukunft gestalten will, muss sie zuerst erzählen können. Eine Future Story ist der erste Schritt.