07.11.2024
Transformationsreise Wirtschaft 2024: Gute Ideen zur Umgestaltung der Wirtschaft
Am 5. November 2024 fand das Finale der diesjährigen Transformationsreise Wirtschaft statt. In der IHK zu Schwerin präsentierten Unternehmen und ihre Tandem-Partner aus der Zivilgesellschaft konkrete Lösungen für die Transformation. Prof. Dr. Henning Vöpel vom Centrum für europäische Politik stellte ein Szenario für eine nachhaltige Entwicklung des Landes vor. Der Ideenkanal Liechtenstein zeigte, wie ein unterstützendes kreatives regionales Innovations-Ökosystem funktioniert. Und eine Podiumsdiskussion und das Publikum werteten die Erfahrungen aus drei Jahren Transformationsreise aus. Fazit: Wir müssen viel mehr und viel systematischer in den Umbau unserer Wirtschaft investieren. Daher startet auch 2025 wieder eine Transformationsreise.
In seiner Eröffnungsrede spannte der Bischof für den Sprengel Mecklenburg und Pommern Tilmann Jeremias einen Bogen von der Bibel zum nachhaltigen Wirtschaften. Er sagte: „Wir erleben heute als neoliberales Ideal für die Wirtschaft häufig die Fixierung auf den maximalen Gewinn, auf die eigene Verwirklichung um jeden Preis. Demgegenüber bietet uns die Bibel Bilder des Wirtschaftens an, die die Mitgeschöpfe und unsere Umwelt mit im Blick haben: So sollen unsere Äcker und Felder alle sieben Jahre eine Pause bekommen, die Arbeiter:innen und sogar die Tiere dürfen sich an einem Tag der Woche ausruhen. Das ist nicht nur sozial, sondern auch wirtschaftlich weise: Denn – wie innovative Unternehmen zeigen – ist unsere Wirtschaft langfristig nur dann erfolgreich, wenn sie selbstverständlich das Gemeinwohl bei jeder Entscheidung mitbedenkt“.
Geht es uns gut genug, um Gutes zu tun?
Und dies zeigten auch die entwickelten Lösungen der Teams der diesjährigen Transformationsreise:
• Die Nachhaltigkeits-Beratungs-Agentur 2020 GmbH aus Schwerin mit ihrem Tandempartner Wir bauen Zukunft eG entwickelte analog zu den UN-Nachhaltigkeitszielen innere Entwicklungsziele. Diese und eine zugehörige Methodik sollen den Mitarbeitenden und Kunden dabei helfen, in der anspruchsvollen Transformation des Wirtschaftssystems nicht selbst auszubrennen.
• Die Greenlife GmbH aus Schwerin produziert und vertreibt Systeme zum Recycling und Speichern von Grau- und Regenwasser. Damit ist sie auch international sehr erfolgreich. In Deutschland dagegen verschließen noch viele Menschen die Augen vor der tatsächlichen Tragweite des anstehenden Wassermangels. Gemeinsam mit ihren zivilgesellschaftlichen Partnern German Zero, GutesKlima / Parents for Future Wismar und BUND Schwerin entwickelte das Team eine Strategie, um auf diese stark unterschätzte Herausforderung aufmerksam zu machen.
• Mare Ware / Baltic Consulting GmbH aus Hohen Luckow gemeinsam mit Alles Alge e.V. forschte zur Verwendung von Seegras als Verpackungsmaterial und entwickelte erste Prototypen.
• Der Wildpark MV Güstrow startete gemeinsam mit der BUNDjugend MV und Campus Cantina / Bio in MV e.V. einen Untersuchungsprozess zur Erweiterung des Speisen- und Getränkeangebotes um mehr regionale- und Bioprodukte. Die Umsetzung soll im nächsten Jahr erfolgen.
• Zuletzt gab die HygCen Germany GmbH aus Schwerin noch einen Einblick in die Plastikreduktion und -wiederverwertung im Labor. Sie hatten 2022 gemeinsam mit Cradle2Cradle Rostock an der ersten Transformationsreise teilgenommen und haben seitdem für ihr Projekt weitere Partner gefunden und Fördermittel akquiriert und den deutschen Nachhaltigkeitspreis gewonnen.
Der amtierende Hauptgeschäftsführer der IHK zu Schwerin Peter Todt zog in der anschließenden Podiumsdiskussion folgendes Fazit zur Transformationsreise: „Besonders positiv war das Zusammenwirken verschiedener Partner. Es liegen gute Erfahrungen vor. Die Idee und die Unterstützung sollten weiter ausgebaut werden!“
Szenarien und Vorbilder für die Entwicklung in MV
Prof. Dr. Henning Vöpel, 2021 Ko-Vorsitzender zu Zukunftsrates MV und Vorstand des marktwirtschaftlich orientierten Centrums für europäische Politik CEP entwarf eine Vision für die Transformation der Wirtschaft Mecklenburg-Vorpommerns: „In der aktuellen gesellschaftlichen Übergangsphase des „nicht länger und noch nicht“ liegen auch Chancen für positive Paradigmenwechsel. Die Chancen für erfolgreiche Aufholprozesse stehen insbesondere am Beginn eines strukturellen Wandels besonders gut. Dafür hat Mecklenburg-Vorpommern sehr gute Ausgangsbedingungen. Wie bei der Transformationsreise Wirtschaft kommt es dabei auf Vertrauen, Mut und Schnelligkeit an.“
Wie eine Region ganz konkret innovativer und nachhaltiger werden kann, zeigten Christof Brockhoff und Stephan Schweiger von der Stiftung Ideenkanal aus dem Fürstentum Liechtenstein. Seit knapp 15 Jahren fördern sie dort systematisch kreative „enkeltaugliche“ Ideen.
Transformationsreise 2025
So stark institutionalisiert, wie der Liechtensteiner Ideenkanal ist die Transformationsreise Wirtschaft noch nicht, aber dank des breiten Partnernetzwerks soll es auch 2025 wieder einen Durchgang geben. Interessenten können sich ab sofort melden.
Projektinformation
Das Format „Transformationsreise Wirtschaft“ ist ein Projekt des Zukunftszentrums MV+ im Rahmen des ESF-Programms „Zukunftszentren“ und der Initiative Zukunftshandeln MV sowie des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt der Nordkirche (KDA) im Rahmen des von der Landesregierung MV unterstützten „Forums für Ländliche Entwicklung und Demografie“; sowie den IHKs des Landes. Das Projekt begleitet die Unternehmen ein halbes Jahr lang mit verschiedenen Workshop- und Austauschformaten für die Entwicklung konkreter Schritte zu mehr Nachhaltigkeit und Gemeinwohlorientierung in den Unternehmen. „Eine Besonderheit der Transformationsreise besteht darin, dass sie die Unternehmenswelt mit den Perspektiven von NGOs bzw. Nachhaltigkeitsexpert:innen zu einer strategischen Gestaltungsfrage der Unternehmen zusammenführt“, erläutern Innovationscoachin Veronika Busch von der Initiative Zukunftshandeln MV und Organisationsentwickler Thomas Radke vom Zukunftszentrum MV+, die das Projekt methodisch begleiten. „Das bringt nicht nur die nachhaltige Entwicklung der Unternehmen konkret voran, sondern sorgt auch für verschiedenste Lerneffekte und Neuerungspotentiale.“
Weitere Informationen unter:
www.zukunftshandeln-mv.de/tran…
www.zukunftszentrum-mv.de/tran…
Kontakt
Zukunftszentrum MV+ / Bildungswerk der Wirtschaft gGmbH
Thomas Radke
radke@bdw-mv.de
+49 152 292 523 90